Erschienen in: Kunstbulletin, 10/2010, Zürich.
Bisher waren vor allem seine Collagen, Computermontagen, Zeichnungen und das von ihm herausgegebene «Lasermagazin» bekannt. In seiner ersten institutionellen Ausstellung zeigt der St. Galler Künstler neben Konstellationen bisheriger Arbeiten auch grossformatige Skulpturen und Malereien.
Heitere Klaviermusik dringt durch die Ausstellungsräume der Kunst Halle Sankt Gallen, hin und wieder überlagert von metallischen Beats und aufbrausendem Applaus. Der Ton scheppert aus einem elektronischen LCD-Bildrahmen («Gut geklimpert», 2010), der seine Balance gerade so zwischen Wand und Boden gefunden hat. Doch dies ist nur der weithin hörbare Teil einer grösseren Assemblage aus Zeichnungen, Fotocollagen, Malerei und plastischen Objekten («Kekse fressen und dumm schauen», 2010). Vor einer labyrinthischen Wandzeichnung sind unterschiedliche Formate provisorisch mit Klebeband befestigt. Musclecars und mittelalterliche Burgen, die durch digitale Schliessung ihrer Aussenhülle völlig unzugänglich wirken, finden sich neben übermalten Seiten eines biederen Damenmode-Katalogs, dessen Modelle grosskalibrige Schusswaffen in den Händen halten. Vielleicht handelt es sich aber auch nur um ein seltsames Vogelmotiv, das zufällig nach Gewehr aussieht. Zumindest lässt eine benachbarte Collage diese Deutung plausibel erscheinen.
Aus künstlerischen Eingriffen entstehen typisierte Figuren oder Gebäude. Sprachfetzen, die bisher auch schon auf der Titelebene für beste Laune gesorgt haben, spielen dabei eine wichtige Rolle. Oft sind es buchstäbliche Umkehrungen bekannter Ausdrücke wie «Mord Fustang» oder groteske Situationen wie «Champagner öffnet Mann», die in karge Zeichnungen auf Skizzenblättern integriert sind. Zwischen politischer Karikatur, Headlines der Boulevardpresse und der unheimlichen Fröhlichkeit von Comic-Fratzen angesiedelt, lässt der groteske Humor Bischofs auch an Fischli & Weiss‘ Alltagsironie oder die heiter-verzweifelnden Zombies bei Olaf Breuning denken.
«Big John (Warum nicht?)», 2010, der sich auf den ersten Blick als raumhoher Gipsklumpen zu erkennen gibt, führt diesen materiell-sprachlichen Balanceakt fort. Auf der Rückseite des unförmigen Etwas in Weiss findet man den Eingang zu einer Höhle, aus deren Innerem die explosionsartige Intensität einer Neon-Farbmischung strahlt. Spätestens jetzt könnte man sich von Big Johns schier grenzenlosem Optimismus provoziert fühlen. Die im Untertitel erwähnte Phrase dreht dabei spielerisch die Frage nach einem logisch nachvollziehbaren Grund um: Statt «Warum?» fragt hier alles «Warum nicht?». Optimistische (Selbst-)Täuschungsmanöver verwandelt Beni Bischof auf diese Weise mit grossem Unterhaltungstalent in eine künstlerisch produktive Basis.
Kunsthalle Sankt Gallen, 31.8.-1.11.2010