In aufwändigen und präzisen Recherchen geht Florian Pumhösl formalen, gesellschaftlichen und globalen Bezügen von uns umgebenden Räumen nach. Als Ergebnis präsentiert er jedoch keine Fakten, sondern eine visuelle Grammatik, die sowohl rätselhaft als auch vertraut erscheint. Oft bezieht er sich dabei auf die abstrakte Formensprache der Moderne.
Pumhösl versucht nicht, historische Themen und Fundstücke relativierend oder historistisch zu behandeln. So transformiert er beispielsweise archaische Objekte aus dem Antikenhandel zu Wandbildern und stellt sie vor schwarzem Grund aus. Die Assemblagen werden dabei ganz im Sinne abstrakter Malerei verwendet, als zählten nur Fläche und Farbfeld. An dieser Stelle wird das vermeintliche Abbild mit seinem Vorbild vertauscht. Durch den Wechsel in den gewohnten Beziehungen zwischen Bild und Referenz hinterfragt der österreichische Künstler die bestimmenden Bildtraditionen des vergangenen Jahrhunderts. Zwischen Ökonomie, Form und politischem Gefüge entfaltet sich das Spannungsfeld der Arbeit.
Was bedeutet überhaupt Fortschritt und wie konstituieren sich Bedeutungen in der Kunst? Pumhösl bringt mit einer museologischen Naturstudie die Frage nach der Objektivität eines Abbildes ins Spiel, konfrontiert die abbildende Sehnsucht der Kunst jedoch mit ihrem genauen Gegenteil: dem absoluten Rätsel eines selbstreferentiellen Bildmotivs. Der repräsentierte Gegenstand wird nicht kommentiert kann jedoch genau durch diese Offenheit auch alles bedeuten und so zur Chiffre für eine universelle Sprache werden. Mit dieser metaphysischen Dimension legt Pumhösl den Finger in die Wunde der Moderne: die absolute mathematische Logik technischer Entwürfe hat neben wegweisender Architektur auch die Industrialisierung des Krieges mit sich gebracht.
Hauptsächlich durch bahnbrechende Naturaufnahmen bekannt, hat sich der Regisseur Percy Smith als Pionier des wissenschaftlichen Films einen Namen erworben. In den Jahren des ersten Weltkriegs produzierte er 1915 Luftaufnahmen von Schlachtfeldern für britische Elitetruppen. Dabei werden nicht die Schrecken des ersten „industriellen“ Krieges der Menschheit gezeigt, sondern diagrammartige Übersichten mit Soldaten, Panzern und Schützengräben präsentiert. Wenig später werden die Luftaufnahmen des technisierten Krieges auch die Fantasien der abstrakten Malerei beflügeln: Piet Mondrian und Oskar Schlemmer waren beide von dieser neuen Perspektive fasziniert.
Florian Pumhösl bezieht sich in einer neu entwickelten Arbeit auf „Fight for the Dardanelles“ von Percy Smith. Die 16mm-Filmprojektion wird in den Räumen der funktionalen Stahlbeton-Architektur Robert Maillarts in der Kunst Halle gezeigt, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Musterbeispiel der Ingenieurbaukunst galt. Das Projekt der Moderne wird hier nicht als abgeschlossene Periode oder als ironisches Zitat vorgestellt, sondern erweist sich als fortwährender Prozess der Auseinandersetzung zwischen technisierter Welt und metaphysischen Erfahrungen.
Einzelausstellung
Ausstellungsort: Kunsthalle St. Gallen, Davidstrasse 40, CH-9000 St. Gallen