Wie sehen heute die Dramaturgien der Aufführung von Männlichkeit aus? Die Ausstellung möchte ein theatralisches Feld mit Arbeiten aus verschiedenen Medien wie Performance, Film, Malerei, Fotografie oder Installation eröffnen. Mögliche Formate des Tanzes, des Spiels, der Maskerade oder der „gespielten Alltäglichkeit“ sind Ausgangspunkte für die gezeigten Arbeiten.
Historische Arbeiten, wie ein Spielfilm von Ulrike Ottinger aus den 1970er Jahren oder eine dokumentarische Aufzeichnung eines Interviews mit der Band Laibach im jugoslawischen Fernsehen von 1983 sind dabei ebenso wichtig wie jüngere zeitgenössische Positionen. Dabei soll keine ungebrochene Linie zu heutigen künstlerischen Arbeiten aufgebaut werden, vielmehr liefern die beiden älteren Positionen wichtige Stichworte und Ankerpunkte für eine heutige Diskussion. In der damaligen Perspektive stand die Auseinandersetzung mit Körperlichkeit im Mittelpunkt vieler Darstellungen – und das auch ganz im biologischen Sinne einer Beschäftigung mit dem eigenen Körper. Diese Perspektive hat sich durch die Feminismus- und Genderdiskussion sehr verändert. Die Frage nach der Konstruktion von körperlicher und geschlechtlicher Identität stellt sich aber erneut.
In den Arbeiten von Jimmy Robert oder der Künstlergruppe Discoteca Flaming Star begegnen wir einer derart zersplitterten Identität, die sich kaum mehr irgendeiner sexuellen Kategorie zuordnen lässt. Brüche in der gewohnten Linearität medialer Erzählungen erzeugen auch die Fotografien von Torbjørn Rødland aus Oslo und die gesichtslosen Persönlichkeiten in der Malerei von Michael van Ofen.
In der Auseinandersetzung mit theatralischer Dramaturgie benutzen Lala Raščić und Nicole Bachmann den Rollentausch zwischen Subjekt und Objekt: So schlüpft z.B. Lala Raščić in Männerrollen des frühen Radios, das männliche Modell von Nicole Bachmann scheint dagegen beide Rollen zugleich einzunehmen. Megan Sullivan und Giorgio Ronna inszenieren eine fragile, androgyne Männlichkeit in ihren Portraits.
Erik van Lieshout und das temporäre Zürcher Projekt Gentlemen’s Challenge arbeiten dagegen auf den ersten Blick mit herkömmlichen Bildern von Männlichkeit und Gewalt. Hinter der archaischen Maskerade verbergen sich jedoch die bohrende Befragung männlicher Verhaltensmuster sowie ein tiefes Misstrauen gegenüber der eigenen sexuellen Identität. Und diese wird nicht mehr hauptsächlich durch die Auseinandersetzung mit dem Körper bestimmt, sondern durch Spielen und Maskieren bestimmter Rollen lustvoll erprobt.
Gruppenausstellung mit Nicole Bachmann, Discoteca Flaming Star, Gentlemen’s Challenge, Laibach, Erik van Lieshout, Ulrike Ottinger, Jimmy Robert, Jesper Just, Michael van Ofen, Torbjørn Rødland, Megan Sullivan, Giorgio Ronna, Lala Raščić
Veranstaltungen mit Werner Bärtschi, Big Zis, Sabina Leone und Lamont Prince
Austellungsort: Palace, Blumenbergplatz, CH-9004 St. Gallen